Hallo Trolleybus - Freunde

Diese Seite soll die Geschichte des Vorgänger Busses von Eheim/Brawa erzählen in Wort und Bild.

Der folgende Text stammt von

Klaus-Peter Huschka    einem sehr guten  Kenner der Trollybus - Familie

 

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs waren viele Menschen arbeitslos. Auch Unternehmer und Handwerker  standen  vor der Aufgabe, eine neue Existenz zu gründen. Nicht anders erging es den Brüdern Fritz und Alfred Löhmann aus dem schwäbischen Herrenberg. Beide hatten die Schreinerei ihres Vaters übernommen und mussten sich nun überlegen, wie der Betrieb fortgeführt werden könnte. Einige Handwerksbetriebe versuchten damals, sich in der Spielwarenbranche ein zweites Standbein zu verschaffen. Dabei wurde vor allem an die Exportmärkte gedacht. So ist  es übrigens auch zu erklären, dass viele Fahrzeugmodelle aus Blech oder Plastik nicht nach realen (deutschen) Vorbildern hergestellt wurden. Die Spielzeugautos sollten sich ja europaweit und vor allem auf dem lukrativen US-Markt verkaufen lassen.

 Bei einigen bekannten Firmen trat die Spielzeugfertigung sogar bald in den Vordergrund, wie beispielsweise bei den Unternehmen Faller, Vollmer (Modellbahnzubehör) oder Siku, Wiking (Modellautos).

Diese bekannten Spielwarenhersteller  hatten anfänglich einmal so nützliche Dinge wie Hosenknöpfe, Plastik-kämme, Wäscheklammern und andere Utensilien für den Haushalt produziert.

 In die Richtung Spielzeugherstellung gingen auch die Überlegungen der Brüder Löhmann. Fritz wollte das elterliche Geschäft weiterführen und sich dem traditionellen Holzspielzeug  widmen. Bis in die siebziger Jahre wurden dann Brettspiele, Billardtische und anderes Holzspielzeug produziert.

Sein Bruder Alfred dagegen sah beim technischen Spielzeug eine Zukunft, denn es zeigte sich, dass  Spielzeugautos und vor allem Modelleisenbahnen  zu den beliebtesten Spielzeugen für Jungen avancierten.

 

Präzix-Erzeugnisse

 So wurde 1947 in Stuttgart die Firma „Präzix-Erzeugnisse Alfred Löhmann & Co.“ gegründet. Betriebsleiter wurde der Ingenieur Gunther Eheim. Es entstanden Fahrgeschäfte für den Rummelplatz, wie z.B. ein Schleuderkarussell oder eine Wasserbahn. (Die Modelle aus der Hand des Oberingenieurs Gustav Vogt, der für die gesamte Entwicklung verantwortlich zeichnete, sind im Bildteil zu sehen.)

 Auf einem alten Briefkopf der Firma Präzix sind folgende Geschäftsbereiche genannt:

Bastlermaschinen, Massenfertigung von Holzteilen, Ausstellungsmodelle, Kunstgewerbe, Technische Präzisions-Spielwaren.

Aus dieser Reihenfolge lässt sich wohl schließen, dass Löhmann dem Spielwarenbereich den geringsten Stellenwert einräumte.  Er hatte wohl auch nicht die Absicht, den etablierten Spielzugherstellern Konkurrenz zu machen. Sein Ziel war es, Massenartikel zu schaffen, die in großen Stückzahlen und zu günstigen Preisen in Kauf- und Warenhäusern abgesetzt werden konnten. So wurde  Gustav Vogt mit der Entwicklung und dem Bau einer elektrischen Spritzguss-Eisenbahn beauftragt.

 

(Siehe dazu auch Trödler & Sammeln 1/2000: Die Europa-/Präzixbahn).

 

Vogt konstruierte  die nötigen Maschinen und Pressen, die einen Ausstoß von 1000 kompletten Bahnen täglich ermöglichten.  Zeitzeugen erinnern sich, dass die Präzix-Bahnen als Stapelware in den Kaufhäusern regelrecht verschleudert wurden. Obwohl viele Bahnen auch ins Ausland gingen, findet man wegen der hohen Stückzahlen, die produziert worden sind, diese frühen Spielzeugbahnen heute noch relativ oft auf Sammlermärkten.

 

Spielwaren für Europa

 

Trotz des Anfangserfolges ging die Firma Löhmann aber schon 1949 in Konkurs. Als Auffanggesellschaft gründeten der Lieferant der Verpackungskartons, Heinrich Watter, sowie der Hersteller der Trafos, Eugen Schurr aus Donzdorf eine GmbH. Da man mit dem Begriff „Europa“ schon damals Innovation und Weltoffenheit verband, bekam die neue Firma den Namen „Europa – Technische Spielwaren GmbH“. Auch der Hinweis auf die „technischen“ Spiel-waren sollte die Fortschrittlichkeit des Unternehmens hervorheben.

 Und dann kam Artur Braun „ins Spiel“, welcher als Gründer der heutigen Firma BRAWA bekannt ist. Braun startete in den Nachkriegsjahren keine unsichere Unternehmer-karriere, sondern erwarb sich als Handelsverter erst einmal profunde Branchenkenntnisse.

 Die Keimzelle seines heutigen Betriebes bildete eine Vertretung für Haushalts- und Spielwaren, die Artur Braun 1948 im schwäbischen Waiblingen gegründet hatte. Braun entwickelte sich bald zum erfolgreichen Spielwaren-Großhändler und so überließ ihm z.B. die englische Firma Dinky Toys die Einführung ihrer Spielzeug-Autos auf dem gesamten deutschen Markt.

 Und Artur Braun kümmerte sich auch um den Vertrieb der Europa Spielwaren. Europa hatte inzwischen einen Eisenbahnzug im Maßstab TT herausgebracht, dessen Lokomotive wie eine Verkleinerung von Märklins Stromlinienlok SK 800 aussah.

 Zum wahren Verkaufsschlager entwickelte sich aber eine Erfindung des Münchner Ingenieurs E. W. Fischer. Dieser hatte passend zur Modelleisenbahn einen elektrisch betriebenen Oberleitungsomnibus entwickelt. (Siehe dazu Trödler 3/97). Damit war Braun auf den Messen  in Leipzig und Nürnberg vertreten.

 Der Begriff „corporate idendity“ war damals noch unbekannt, und so bekam das neue Spielzeug keinen eindeutigen Produktnamen. Einmal sprach man vom Fischer- oder EWF-Bus, das andere Mal wurde der Trolleybus als Europa-Bus bezeichnet - in Anlehnung an die von Artur Braun ebenfalls vertriebene Europa-Eisenbahn.

 In den ersten Prospekten der Firma wird der Bus „Europa-Trolley-Bus“ genannt. Später – wohl nach dem Konkurs – fällt die Bezeichnung „Europa“ weg und das Produkt heißt nur noch „Trolleybus“. Die Busse waren in den Farben Dunkelrot, Elfenbein und seltener in Gelb oder Blau erhältlich. Für die letzten beiden Varianten wurden die hellen Modelle nachträglich eingefärbt. Besonders selten sind zweifarbige Exemplare: Rot mit Elfenbein.

 Die frühen Busmodelle besaßen überdimensionierte Glühlampen als Scheinwerfer. Später wurden diese durch kleinere Ausführungen ersetzt. Die großen „Löcher“ in der Front des Busses blieben jedoch bestehen, was zu einem etwas eigenartigen Erscheinungsbild führte.

 Die Oberleitungsmasten waren anfänglich aus Blech gefertigt und sind heute sehr selten zu finden. (Es gibt  grüne und silberne Varianten.)

Nachdem die Firma Vollmer 1948 ein Patent auf Modelleisenbahn-Oberleitungsmasten erhalten hatte, die aus mit Kunststoff umspritzten Draht bestanden, verwendete man für die Obusmasten die gleiche Technik und ließ bei Vollmer fertigen. Die Masten konnten zum Aufbau fester Anlagen auf kleine Kunsstoffsockel oder für  das Spiel auf dem Fußboden oder Tisch auf schwere, gusseiserne Grundplatten geschraubt werden.

 Das neue Spielzeug wurde zwar überall bestaunt, jedoch konnte das Aussehen der Busse und ihre Technik noch nicht restlos überzeugen. Zudem waren sie für den H0-Maßstab deutlich zu groß ausgefallen.

Der ehemalige Präzix- und  Europa-Betriebsleiter, Gunther Eheim, machte sich  daran, die Busse optisch und technisch zu verbessern. Zunächst verschwand das EWF-Zeichen, welches bisher die Front der Busse geziert hatte. Es wurde ersetzt durch drei parallele Striche unterschied-licher Länge, die an eine Büssing-Front erinnerten. Diese Bus-Version wurden nur in einer kurzen Übergangsphase produziert und ist daher heute extrem selten zu finden.

 Doch auch die Fahreigenschaften des Trolleybusses mussten verbessert werden. Wegen seiner einfachen Drehschemel-Lenkung geriet der Bus nach einer Kurven-fahrt oftmals ins Pendeln, was dann schließlich zum „Entgleisen“ führte. Daher entschloss sich Eheim zu einer „Radikalkur“:

Die Oberleitungsbusse erhielten nun eine neue, dem H0-Maßstab angenäherte Karosserie, die an den Trambus von Wiking erinnerte. Die Fahrsicherheit besonders in den Kurven wurde durch eine aufwändige Achsschenkel-Lenkung gewährleistet. Dabei hatte sich Eheim von einem Seifenkistenfahrzeug inspirieren lassen, das er bei den Söhnen einer befreundeten Familie gesehen hatte. (Die Idee für den später erschienen Gepäckanhänger entsprang wiederum der Bastelarbeit einer der beiden Söhne.)

 Auch diese neue Trolleybus-Version erhielt zunächst keinen eindeutigen Produktnamen. Sie hieß einfach „Trolleybus H0“. In einem Bericht und in einer Werbeanzeige nannte die Modellbahnzeitschrift MIBA sogar eine „Firma Müller“ als Hersteller. Müller indes war aber nur der Werbegrafiker von Artur Braun.

 

Europa ohne Zukunft ?

 

1955 ging Europa ebenfalls in Konkurs und Eheim machte sich nun mit den „Esslinger Elektrospielwaren“ selbständig. Umsatzbringer waren neben dem Trolleybus-H0 verschiedene Seilbahnen als Zubehör zur Modelleisen-bahn.

Um ein Ersatzteillager zu unterhalten und um die Reperaturen für die Europa-Busse und –Bahnen gewährleisten zu können, hatte Eheim eine Zweitfirma gegründet, die bis 1971 existierte. Die Europa-Bahnen wurden von Artur Braun über den „Nikolaus-Spielwarenvertrieb“ abverkauft.

Restbestände der alten Europa-Busse gingen nach Kanada und in die USA und wurden dort von der Firma „Aristocraft“ vertrieben.   Heute nun gelangen sie teilweise wieder  zurück auf deutsche Sammlermärkte.

 

(Der Name „Aristocraft“ beruht übrigens auf einem Wortspiel: aristocrat = Edelmann, craft = Kunsthandwerk. Der Firmenname steht also für „edles Kunsthandwerk“.)

 

Wie sind die Modelle einzuschätzen?

 

Grundsätzlich wird der Sammler ein Modell auch nach persönlichen Gesichtspunkten bewerten. Im Wert höher anzusiedeln sind sicherlich die Modelle mit seltenen Farben (blau, gelb, zweifarbig). Bei einer Geschenk-packung ist darauf zu achten, ob sie noch die alten Blechmasten enthält oder schon die neuen Plastik-ausführungen von Vollmer, die später auch beim Eheim-Bus verwendet wurden. Zu den besonderen Raritäten zählen natürlich  die Europa-Busse, die kein EWF-Zeichen   sondern eine angedeutete Büssing-Front ähnlich wie der spätere Trolley-Bus H0 besitzen.

Absolut selten findet man die „Beipackzettel“ (Prospekt-blätter) von Europa, welche den Geschenkpackungen zum Schutz der Modelle beigelegt wurden. (Siehe Bildteil!) Die Busmodelle wurden zeitweise in dünnes Zellstoffpapier eingewickelt ausgeliefert. Aufgedruckt war das Europa-Lieferprogramm dargestellt. Es liegt in der Natur der Sache, dass diese „Prospektblätter“ heute – wenn überhaupt – nur in stark zerknittertem Zustand zu finden sind. Wer unbeschädigte Exemplare entdeckt, kann sich überaus glücklich schätzen.

 

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